Mittwoch, 30. November 2011

S3-Leitlinien zum Infarkt bedingten kardiogenen Schock

  
Auf medicom.cc wurden nun in einem Skript die neuen S3-Leitlinien zum Infarkt-bedingten kardiogenen Schock veröffentlicht. Es beschreibt Diagnose, Monitoring und Therapie von besagten Patienten.

Quelle

Mittwoch, 27. Juli 2011

Selen - ein Helfer in der (Sepsis-)Not


Selen ist ein Mineralstoff, der für die Versorgung des Körpers genauso wichtig ist, wie Vitamine. Es wird normalerweise über die Nahrung aufgenommen. Man nimmt es beispielsweise durch Fleisch, Fisch, Hühnereiern, Linsen und Spargel auf. Es kommt in den verschiedenen Regionen der Erde unterschiedlich häufig vor.

Der normale Tagesbedarf eines gesunden Erwachsenen in Europa beträgt 30-70 Mikrogramm pro Tag, der Bedarf steigt bei Belastung, Stress und Erkrankung. Selen schützt als Enzymbestandteil die Körperzellen vor freien Radikalen und stärkt das Immunsystem.

Ein Selenmangel kann Herz- und Knorpelerkrankungen begünstigen. Ebenso wirkt ein Mangel auf folgende Systeme:
-Immunsystem (erhöhte Infektanfälligkeit)
-Herz-Kreislaufsystem (bspw. Arteriosklerose)
-chronisch entzündliche Erkrankungen (im Darm und den Gelenken)

Folgende Situationen begüstigen einen Selenmangel:
-lang andauernde, künstliche Ernährung
-Dialyse
-Stillzeit
-Schwermetallbelastung
-Alkoholmissbrauch
-einseitige, vegetarische/vegane Ernährung

Der Selenspiegel kann im Blut standanisiert gemessen werden. Selen kann medikamentös intravenös simpel aufgefüllt werden. Oftmals wird es therapiebegleitend (z.B. bei einer schwerden Sepsis) per Perfusor kontinuierlich substituiert, nachdem eine Stoßaufsättigung stattgefunden hat (per Kurzinfusion). Eine Selentherapie ist daher generell bei kritisch Kranken zu erwägen.

Quellen
http://www.eufic.org/article/de/ernahrungsbedingte-krankheiten/krebs/artid/Selen-in-der-Ernaehrung/
http://www.einblicke-lmu.de/cj1_06/einzseit1_06/intens.pdf
http://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/mineralstoffe-und-spurenelemente/selen-eigenschaften-und-zufuhr

http://de.wikipedia.org/wiki/Selen

Sonntag, 17. Juli 2011

Intensiv News 3/11


Auf der Seite von Medicom.cc kann man sich die neueste Ausgabe der Intensiv News als pdf-Dokument frei und kostenlos herunterladen. Hier der Inhalt:

Weaning - Welcher Patient wird ein Entwöhnungsproblem haben?
Hygienemaßnahmen - Was macht Sinn?
Dosis der Nierenersatztherapie
Ist Sauerstoff nach Reanimation schädlich?
Sind Katecholamine schädlich?
Thromboseprophylaxe
Internistische Intensivstationen Europas
Studienaufruf
Kongresse
Intensivpflege

Quelle
http://www.medicom.cc/medicom/PDF-IntensivNews/PDF-IN-D/IN_D_3_11.pdf

Dienstag, 28. Juni 2011

Schmerzassassement beim geriatrischen Patienten



Der alte Mensch auf einer Intensivstation hat mehr Probleme sich in der für ihn veränderten Situation zurechtzufinden. Neben alterstypischen Erkrankungen wie Demenz haben ältere Menschen generell häufig ein Problem sich unter diesen speziellen Umständen zu orientieren und ihre Bedürfnisse oder Beschwerden zu verbalisieren. Dies erschwert ein Schmerzmanagent und erfordert einen besonderen Blick um den Schmerzstatus zu analysieren, zu beseitigen und zu evaluieren. Diverse Instrumentarien und eine überdachte Therapie können hierbei eine Hilfestellung leisten.

Eine altersgerechte Schmerzanamnese prä- und postoperativ ist hierbei unabdingbar. Neben der organischen Anamnese ist die kognitive und psychosoziale Anamnese ebenfalls von hoher Bedeutung. Dies ermöglicht den Vergleich und eine bessere Einschätzung in der postoperativen Phase und zeigt schon eventuelle Defizite auf.

Kann sich der Patient nicht mehr adäquat zu Schmerzen äußern, muss man auf weitere Signale achten:
  -Ist das Gesicht (konstant oder bei Mobilisation) angespannt
  -Hat der Patient eine Schonhaltung/-atmung?
  -Verkrampft er sich bei Bewegung, vermeidet er Bewegungen?
  -Schimpft er über Sachen, die vielleicht auch nicht im Kontext stehen?
  -Hat er Stress aufgrund seiner Vitalzeichen? (RR/HF hoch)


Bei der medikamentösen Therapie sind Nicht-Opioide vorzuziehen. Paracetamol oder Metamizol sind geeignete Analgetika. Allerdings sollte bei der Nierenfunktion auf eine GFR >60 ml/min geachtet werden und eine ASS-Therapie wohlmöglich auch zum Zeitpunkt der Therapie nicht stattfinden. Bei ASS-Therapie und/oder Niereninsuffizienz sollte die Therapie angepasst werden, um die Gefahr eines akuten Nierenversagens oder Blutungen und Ulcera einzudämmen. Auch Diclofenac oder Parecoxib als Alternativen sind nur mit Vorsicht anzuwenden (KKH!).

Wird doch auf Opioide zurückgegriffen, so sollten sie vorsichtig mit einer 50% geringeren Dosis als normal in einem um 50% längeren Zeitraum titriert werden. Dies stellt eine Anpassung an die im Alter verlangsamte Metabolisierung dar. Weitere Dosierungen sollten mit genügend Zeit angepasst werden. ("start low, go slow!") Kombinationen aus beiden Analgetika-Gruppen werden ebenfalls empfohlen. Auf ungewünschte Wirkungen ist konstant mit hoher aufmerksamkeit zu achten! (Atemdepression, Kreislaufeinbruch, Anurie, Nausea...)

Doch gerade neben der medikamentösen Therapie, ist das pflegerische Handeln von hoher Bedeutung. Ein regelmäßiges Schmerzscoring kann das Einschätzen erleichtern. Bei voller Vigilanz sind NRS-Skalen zu verwenden. Weitere Hilfsmittel können Visuelle-Skalen darstellen. Eventuell kann der Patient sogar die Schmerzqualität näher beschreiben. Dies hilft ebenfalls bei der Auswahl des geeigneten Analgetikums. Neben den schon genannten Symptomen ist auf Regelmäßigkeit in der Schmerzanamnese zu achten. So sollte generell nicht nur 2x/Tag ein Schmerzstatus erhoben werden, sondern individuell dem Patienten angepasst. Auch mit Hilfe der Basalen Stimulation und der Gate-Control-Theorie kann man pflegerisch adjuvant handeln. (Siehe Artikel: Gate Control Theorie)

Ziel sollte immer eine Schmerzreduktion bishin zur Schmerzfreiheit auch bei Mobilisation sein. Unter der Berücksichtigung der Vorerkrankungen, ist allerdings häufig ein vertretbarer Mittelweg zu empfehlen. Schmerzfreiheit erleichtert problemfreie Mobilisation und beugt mehreren Folgeerkrankungen wie Pneumonien und Thrombosen vor, die einen Intensivaufenthalt nur unnötig verlängern und die Letalität erhöhen.


Quellen
http://www.thieme.de/ains/35087.html
http://www.pflegewiki.de/wiki/Schmerzskalen
http://www.drktg.de/mz/pdf/downloads/schmerzinterview.pdf

http://www.pflegewohngruppen.ch/schmerz.pdf

Dienstag, 14. Juni 2011

Snoezelen auf der Intensivstation



Snoezelen ist ein noch junges Konzept aus der Pflege von geistig behinderten Menschen. Auch in der Paliativmedizin wird es seit Jahren angewendet. Eng angelehnt an das Prinzip der basalen Stimulation gibt es Menschen die Möglichkeit, sich zu entspannen, zu träumen und die Realität ein Stück weit zu verlassen. Eignet sich Snoezelen auch ihm Rahmen der Schmerztherapie und als Möglichkeit zur Entspannung von (Langzeit-) Intensivpatienten?

Entwickelt wurde das Snoezelen von zwei niederländischen Zivildienstleistenden im Jahre 1978. Es ist ein Neologismus aus den beiden niederländischen Wörtern „snuffelen“ (schnüffeln, schnuppern) und „doezelen“ (dösen, schlummern). Gesnoezelt wird in einem eigens dafür eingerichteten Raum mit einer besonders angenehmen, beruhigenden Atmosphäre. Dieser Raum ist mit einigen Hilfsmitteln ausgestattet:
 -Wasserbett (im Idealfall), gemütliche Liege
 -verschiedene bunte Lichtquellen (Lichtorgel, Discokugel, Fiberglaselemente, Lichtscheiben...)
 -tastbare Gegenstände (Massagebälle, verschiedene Flächen...)
 -Musikquelle (Meditationsmusik, - geräusche)
 -Duftquellen (z.B. ätherische Öle)

Seit den 90er Jahren wird das Konzept nahezu weltweit in Wohnheimen, Therapiestätten und Werkstätten von geistig Behinderten angewendet. Die sensitive Wahrnehmung wird gefördert und im Idealfall wird im Verlauf ein hoher Entspanungszustand erreicht. Hierbei betritt die Person mit Begleitperson einen Snoezelen-Raum und kann erst einmal frei interagieren. Selbstbestimmt können Reize wahrgenommen werden. Die Begleitperson setzt anfänglich lediglich Impulse und beobachtet dann die Reaktionen. Ebenso regelt die Begleitperson die Reize so, dass eine noch erst hellere, aktivere Atmosphäre immer ruhiger wird. Wie eine Parabel holt sie dann den Klienten nach der absoluten Ruhephase durch die Manipulation der Raumatmosphäre (Licht- und Musikelemente) auch langsam zurück in die helle, laute Realität.Im Verlauf kann so eine Tiefenentspannung bis hin zum Schlaf erzeugt werden.

Interessant ist nun der Gedanke, ob sich Snoezelen auch im Intensivbereich etablieren könnte. Sicherlich sollte der Rahmen der Anwendung und die Durchführung abgeklärt werden. In Frage kämen in erster Linie voll orientierte, vigilante Patienten. Eine absolute Kontraindikation wären Patienten mit Halluzinationen. Besonders Hilfreich könnte Snoezelen für Langzeitpatienten sein, um einmal abzuschalten, zu meditieren und das Umfeld für eine Weile auszublenden. Fraglich ist es, ob Snoezelen Agitiertheitszustände bei Patienten im Durchgangssyndrom reduzieren könnte.

Auch die Gestaltung der Umgebung wäre eine zu überdenkender Grund. Das Snoezelen müsste ganz klar im Raum des Patienten stattinden. Es sollten zudem mobile-Snoezelen-Elemente benutzt werden. Ganz klar braucht man für den Zeitraum des Snoezelen eine ruhige Atmosphäre. Störungen durch Pflegende, Angehörige, Ärzte und Physiotherapeuten sollten verhindert und vermieden werden. Auch Störgeräusche außerhalb des Zimmers und aus dem Zimmer sollten im besten Falle komplett verhindert werden. So sollten alle Mitarbeiter einer Abteilung evtl. durch ein Schild an der Zimmertür auf eine Snoezel-Einheit hingewiesen werden und gebeten werden nach Möglichkeit erst danach wieder im Zimmer zu erscheinen. Im Zimmer sollten die Monitor-Alarme ausgestellt werden, insofern eine zentrale Überwachung möglich ist. Perfusoren und Infusionspumpen sollten ebenfalls so manipuliert werden, dass die Möglichkeit des Alarms minimiert ist.

Als nächstes muss der Raum gestaltet werden. Generell sollte versucht werden, den Raum so gut wie möglich abzudunkeln. Dann sollten verschiedene Lichtquellen installiert werden. Ein Problem könnten die eh schon vielfach anwesenden technischen Gerätschaften und der verbleibende Platz darstellen. Der Patient sollte nun in eine für ihn gemütliche Position gelagert werden. Für eine medikamentöse Analgesie sollte ebenfalls im Vorhinein adjuvant gesorgt werden. Gegebenenfalls kann man dem Patienten noch Elemente (Bälle, Kirschkern-Kissen..) in die Hände geben. Über mobile Musikanlagen können nun entspannende, meditative Geräusche oder Musik (evtl auch Lieblingsmusik des Patienten) wiedergegeben werden. Je nach Wunsch des Patienten und nach Ressourcen kann die betreuende Pflegeperson im Raum anwesend bleiben oder ihn bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt alleine lassen. Die Möglichkeit des "sich Meldens" sollte gegeben sein (Klingel griffbereit!). Nach Wunsch können Schüsseln mit ätherischen Ölen (Lielingsgerüche beachten!) aufgestellt werden.

Der Patient hat so die Möglichkeit, seine Situation zeitweise auszublenden und in einer angenehmen Atmosphäre zu entspannen. Er kann neue Kraft tanken und sowohl den Zustand einer kritischen Erkrankung als auch die Rehabilitation länger ertragen. Das Snoezelen sollte auf jeden Fall danach mit dem Patienten reflektiert und evaluiert werden. Je nach Möglichkeit sollten mehrere Sitzungen stattfinden. Gegebenenfalls hilft Snoezelen abends auch beim Einschlafen und ersetzt Barbiturate und sonstige Sedativa. Genaue Erkenntnisse zum Snoezelen auf Intensivstationen sind noch nicht gesichert veröffentlicht. Es obliegt dem Wissen und Möglichkeiten der betreuenden Pflegekraft und den Ressourcen der Einrichtung und des Trägers, ob dieses Instrument erfolgreich und effektiv angewendet werden kann.

Quellen
http://www.bettdecke.at/snoozle-raum-voraussetzungen.php

http://www.snoezelen-stiftung.de/

http://www.snoezelen-online.de/

Sonntag, 12. Juni 2011

Nikotinentzug bei Intensivpatienten



Bei der Anamnese eines Patienten auf der ICU schauen wir neben den Vorerkrankungen natürich auch auf Süchte und Abhängigkeiten. Oft fallen bei Betroffenen die Diagnosen C2- oder Nikotinabusus. Der Alkoholiker im Delir wird auf der Intensivstation meistens mit i.v.-Ethanol oder mit Ersatzstoffen (Clomethiazol) versorgt oder für den Zeitraum einer kritischen Erkrankung zumindest gedämpft (Clonidin), so dass die Entzugserscheinungen ihn für den Zeitraum des Aufenthaltes auf der ICU nicht beeinträchtigen.

Der Nikotin-Abusus wird oftmals nur zur Kenntniss genommen, aber nicht weiter in der Therapie auf der ICU beachtet. Typische Entzugszeichen eines Rauchers werden anders interpretiert. Als typische Symptome gelten:


 -Bradykardie
 -Irritabilität
 -Angst
 -Agitation
 -Verwirrtheit
 -Halluzinationen

Gerade Patienten, die unvorhergesehen auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, können diese Symptome aufzeigen, als Zeichen eines Nikotin-Entzuges. Eine erhöhte Mortalität könne zwar direkt nicht festgestellt werden, dennoch gefährden die Patienten sich selbst, wenn sie sich beispielsweise Zugänge entfernen oder versuchen sich selbst zu mobilisieren. Eine Nikotinersatztherapie (zum Beispiel mit Nikotinpflastern) sollte daher nicht von vorne herein abgelehnt, sondern überdacht und in Erwägung gezogen werden. Gerade bei starken Rauchern "dämpft" man so erfolgreich die Entzugssymptome und erreicht eine schnellere, effizientere Genesung.

Pflegerisch ist vor allem die Vigilanz und Orientierung der Patienten zu beobachten. Oft kann die Stimmung im Verlauf schnell kippen und die Patienten versuchen zum Beispiel selbst "mal eben zum Rauchen zu gehen". In einigen Fällen können die Patienten ihren Zwang selbst nicht verbalisieren und benennen andere Gründe, um das Bett zu verlassen. Eine angepasste Sturzprophylaxe ist unabdingbar. Fixierungen sind je nach Situation auch notwendig, nach Arztanordnung wenn eine Eigen- oder Fremdgefährung vorliegt.

Ebenso ist die Aufklärung von Angehörigen notwendig. Auch wenn es eigentlich unwahrscheinlich erscheint, besteht die Gefahr, dass Angehörige den Patienten ihre Raucherutensilien "für später" auf Nachfrage der Patienten mitbringen und diese dann versuchen auf der ICU zu rauchen. Bedenkt man die Infrastruktur auf einer ICU (O2-Anschlüsse) besteht hier eine große Gefährdung für alle Anwesenden. So sind auch die Nachttische der Patienten im Zweifel zu kontrollieren.

Raucher sollten generell auf einer Intensivstation als Suchterkrankte wahrgenommen werden, um die Vigilanz und Gründe für Veränderungen genauer einschätzen und definieren beziehungsweise behandeln zu können. Eine Therapieanpassung begünstigt eine schnellere Genesung und vermeidet eine Selbstgefährung des Patienten. Oftmals verlängert eine reine Sedierung des Patienten den Gesamtaufenthalt auf einer Intensivstation. Eine differenzierte Diagnostik und medikamentöse Einstellung (Nikotinersatzpräparate) von Nikotin-Süchtigen macht daher Sinn.

Quellen
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/40779/Risiken_des_Tabakentzugs_auf_Intensivstationen.htm
http://www.stuedeli.net/reto/medizin/kdb/content/allgemeinMed/Tabakentzug.html

Montag, 6. Juni 2011

neuer mutierter MRSA-Stamm entdeckt



Britische Mikrobiologen aus Cambridge haben einen neuen MRSA-Stamm entdeckt, den sie sowohl bei Kühen, als auch bei Menschen nachweisen konnten. Auffällig war der Nachweis in Kuhmilch von vormals an Mastitis erkrankten Kühen. Mittlerweile wurde der Erreger auch schon in Irland und in Deutschland nachgewiesen. Ebenso entdeckten die Forscher eine geografische Nähe von positiv-getesteten Patienten und infizierten Kühen. Dies unterstreicht die Vermutung, dass eine Übertragung durch Kuhmilch plausibel ist.

Der Endverbraucher sollte sich keine Sorgen machen, da durch die Pasteurisierung nahezu alle Keime abgetötet werden. Ein Problem könnte es fürFarmarbeiter werden, wenn sie sich infizieren und dann an sekundär erkranken. Auch die Niederländer wiesen schon früher bei Mastschweinen MRSA Infektionen nach. Der Anteil an Kuh-MRSA-Erkrankten von allen MRSA-Fällen läge zudem unter 1%.

Quellen
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46119/Neuer_MRSA-Typ_infiziert_Kuehe_und_Menschen.htm
http://www.cam.ac.uk/research/news/new-strain-of-mrsa-discovered/
http://www.bundestieraerztekammer.de/datei.htm?filename=dtb_0708_mrsa.pdf&themen_id=2308

Samstag, 4. Juni 2011

PONV - postoperative Übelkeit und Erbrechen



PONV (post operative nausea and vomiting) begegnet uns täglich auf operativen Intensivstationen. "Aus dem Nichts" wird den Patienten kurz nach dem Aufwachen oder der ersten Mobilisation übel und sie fangen an, den nicht vorhandenen Mageninhalt zu erbrechen. Bei 20-30% aller operativen Verfahren von Lokalanästhesie bis Vollnarkose tritt ein PONV auf. Dabei ist heutzutage noch nicht 100%ig geklärt, wie PONV überhaupt entsteht. Lokalanästhesien, TIVA's ein genaues Schmerzassessment und das Legen einer Magensonde können das Risiko eines PONV's senken.

Sicher ist, dass die intraoperative Medikamentenapplikation Einfluss auf die Entstehung eines PONV's hat. Die vom Körper als Toxin wahrgenommenen Opioide und Inhalationsanästhetika sollen so wieder eliminiert und entfernt werden. Ebenso spielt die persönliche Veranlagung eine Rolle. Vorfälle in der Familie (Reisekrankheit) sollten die Aufmerksamkeit bezüglich einer Prophylaxe erhöhen. Zudem spielen die äußeren (bspw. abdominal-chirurgischen) Einwirkungen eine Rolle. Frauen und Nichtraucher haben ein höheres Risiko ein PONV zu erleiden. Ein genauer Grund hierfür ist noch nicht ermittelt.

Pflegerisch ist zu beachten, dass der Patient, neben seiner post-operativen Vigilanz auf Übelkeit beobachtet wird. Atmet er schwer und konzentriert, ist er blass, muss er häufig aufstoßen? Auf jeden Fall sollten Nierenschalen bereit liegen, auch um dem Patienten Sicherheit zu vermitteln. Neben der medikamentösen antiemetischen Therapie, sollte der Patient auch davon abgelenkt werden, seine Übelkeit zu fixieren, vielleicht durch andere basale Impulse oder sonstige Gespräche (je nach Vigilanz - natürlich nicht während er würgt und erbricht!)

Um das Risiko eines PONV's besser einschätzen zu können kann man sich dem "Apfel-Score" bedienen. Hier werden die Risikofaktoren einfach addiert und einer Risikowahrscheinlichkeit gegenüber gestellt:

(1 Punkt) weibliches Geschlecht
(1 Punkt) Nichtraucherstatus
(1 Punkt) bekannte Reisekrankheit
(1 Punkt) vormalige postoperative Übelkeit

0 Punkte - 10% Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines PONV's
1 Punkt - 20% Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines PONV's
2 Punkte - 40% Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines PONV's
3 Punkte - 60% Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines PONV's
4 Punkte - 80% Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines PONV's


Die Folgen eines PONV's sind im postoperativen Verlauf oftmals kritisch. Je nach OP-Gebiet können Rupturen auftreten, Emphyseme oder Blutungen. Ist der Patient noch nicht voll vigilant, kann er aspirieren oder Hypoxien entwickeln. Daher ist auf eine angemessene Lagerung zu achten! Generell ist allerdings schon die PONV-Prophylaxe von hoher Bedeutung.

Um ein PONV zu verhindern, können neben den bereits erwähnten Maßnahmen sowohl intra- als auch postoperativ Antiemetika zum Einsatz kommen. Dexamethason, ein künstliches Glucocorticoid dämpft die Immunabwehr und wird oftmals bereits zur Einleitung der Narkose verabreicht. 5-HT3-Antagonisten wie Granisetron dienen sowohl zur Prophylaxe als auch zur Therapie. Unerwünschte Wirkungen können, Obstipation und Kopfschmerzen sein. Ebenfalls kann die analgetische Wirkung von Paracetamol aufgehoben werden. Haldol hat ebenfalls eine gute prophylaktische Wirkung gegenüber PONV, allerdings ist das Risiko der extrapyramidalen Nebenwirkungen zu hoch um es standanisiert einzusetzen. Dimenhydrinat (Vomex) kann auch zur Therapie beitragen, der Zeitpunkt zur Gabe als Prophylaxe ist noch nicht klar. Vorsicht ist geboten, da Vomex auch zu einer Müdigkeit beitragen kann und die Vigilanz erneut vermindert. Über Metoclopramid (MCP/Paspertin) gibt es verschiedene Aussagen. Einige bestreiten die Wirkung, andere wenden es standanisiert erfolgreich als Therapie gegen PONV an. Als unerwünschte Wirkungen kann ein kurzzeitiger Blutdruckabfall und bei Kindern extrapyramidale Nebenwirkungen auftreten. Daher sollte es Kindern nicht verabreicht werden. Die Verordnung und Gabe von Antiemetika obligt den behandelnden Ärzten oder den Abteilungsinternen Standards.

Es folgt nun noch ein Beispiel eines Standards aus der Universitätsklinik Halle zum Umgang mit PONV. Hier greift man auch auf diverse Scores zurück und appliziert nach Indikation eine kombinierte Therapie mit Antiemetika.



Quellen
http://www.medizin.uni-halle.de/kai/media/KAISOPZOP/SOP_PONV_07_2010.pdf

http://de.wikipedia.org/wiki/Postoperative_%C3%9Cbelkeit_und_Erbrechen
Herold 2010 - Innere Medizinin "PONV"
http://anesthesiologyinfo.com/articles/04252004.php

Mittwoch, 25. Mai 2011

EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli


Momentan geht der Begriff EHEC täglich durch die Medien. Von einer Epidemie ist die Rede, von bisher 2 Toten in Bremen (23 und 83 Jahre), von Diarrhoe mit blutigen Stuhlgängen bis hin zum Nierenversagen und von Tierstuhl oder sogar dem Grundwasser als möglicher Krankheitsüberträger durch frisches Gemüse. Doch was ist EHEC wirklich und was sollten wir wissen und beachten? Ein kleiner Überblick:


Der "enterohämorrhagische Escheria coli" (EHEC) ist ein pathogener Stamm des Escherichia coli und kann eine blutige Durchfallerkrankung beim Menschen auslösen. E. Coli kann in verschiedenen Varianten häufig Durchfallerkrankungen auslösen, es handelt sich um ein gram-negatives Stäbchenbakterium. EHEC wurde bereits im Jahr 1977 in mehreren Ausführungen beschrieben! EHEC ist durch ein protein in der Lage sich an die Epithelzellen der Darmserosa zu heften und dort unter andrem neurotoxische, nekrotisierende und hämolytische Toxine zu produzieren.

EHEC besiedelt hauptsächlich Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen. Er kann über eine direkte Übertragung oder eine indirekte über rohes Fleisch, Rohmilch, fäkalverseuchtes Trinkwasser und Gemüse auf den Menschen übertragen werden. Ebenfalls kann er nosokomial übertragen werden! Seit der bundesweiten Meldepflicht 1998 steigt die Infektionsrate an, 2005 gab es bereits 1162 EHEC Infektionen mit Durchfallerkrankung. Seit Einführung der Meldepflicht wurden jährlich zwischen 925 und 1183 EHEC-Erkrankungen beim Robert-Koch Institut gemeldet! Eine so erhöhte Infektionsrate ist neu.

Die Inkubationszeit beträgt 1-8 Tage. Die Symptome zeichnen sich von Symptomfreiheit über Gastroenteritis bis hin zur enterohämorrhagischen Colitis aus. Darmwandzellen und Blutgefäße werden durch Toxine eliminiert. Auch das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) mit neurologischen Komplikationen und einem akuten (intermittierenden oder bestehend bleibenden) Nierenversagen kann durch EHEC hervorgerufen werden. Das HUS entwickelt sich in der ersten Woche einer bestehenden Durchfallerkrankung, die Lethalität beträgt 2%.Ebenso kann EHEC die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) auslösen. Der Erwachsene scheidet in 5-20 Tagen die EHEC-Bakterien wieder aus. Über diesen Zeitraum kann er weitere Menschen infizieren! Eine hygienisch angemessene Isolation ist obligat! Bei Kindern und Jugendlichen ist dieser Zeitraum länger!

Da EHEC schnell Resistenzen aufweist ist eine Antibiotikatherapie sinnlos. Die Ausscheidung der Bakterien kann so sogar verzögert werden, eine erhöhte Toxinbildung und ein schwererer Krankheitsverlauf sind die Folgen. Es muss symptom-orientiert behandelt werden (HUS und TTP auf einer Intensivstation). Gegebenenfalls muss sogar hämofiltriert werden.

Die Ursache für die massive EHEC-Epidemie in Deutschland 2011 ist zur Zeit noch nicht geklärt. Vermehrt treten Infizierte im Raum Hamburg/Bremen auf - dort gab es bereits auch die ersten Todesfälle. Bis Dienstag, dem 24.05. wurden deutschlandweit bisher 400 Erkrankte dem Robert Koch Institut gemeldet - hauptsächlich im Norden, vereinzelt aber auch schon in Mittel- und Süddeutschland.  Vor allem erwachsene Frauen seien betroffen. 40 HUS-Fälle sind bisher genannt  (2010 insg. 65 Fälle). Als Kontaminationsquelle werden bisher Obst- und Gemüseprodukte vermutet. Eine genaue Quelle steht aber zur Zeit noch nicht fest!

Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Enteroh%C3%A4morrhagische_Escherichia_coli
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45974/EHEC_Erste_Todesfaelle_-_Ursache_weiter_unklar.htm

Montag, 23. Mai 2011

Interdisziplinär "Hand in Hand"



Nirgendwo funktioniert die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegepersonal so gut, wie auf der Intensivstation. Beim Hauptstadtkongress in Berlin gab es zu diesem Thema ein Streitgespräch "Zwei Welten - ein Patient". Während bei Ärzten oftmals die Arroganz und bei Pflegenden das Minderwertigkeitsgefühl als Hauptgrund für dieses Problem benannt wurden, wurde zeitgleich hervorgehoben, dass diese veraltete, störende Hirarchie auf Intensivstationen nicht mehr vorherrscht. Hier arbeiten alle zusammen und profitieren voneinander.

Während Ärzte das deutlich höhere medizinische Fachwissen vorweisen können, würden Pflegende einen besseren Überblick über den Patieten und die Therapie besitzen.

Ebenso wurde die Veränderung und Professionalisierung der Pflege besprochen. Es wurden auf der einen Seite eine erhöhte Delegation, von medizinischen Aufgaben, an die Pflege gefordert und auf der anderen Seite eine größere Differenzierung von medizinischen Hilfsberufen. Ebenso wurde eine adäquatere Bezahlung der Pflege angesprochen, die allerdings als "große politische Aufgabe" bewertet wurde.

Die Einrichtung eines Pflegerates oder einer Pflegekammer wurde umjubelt. Fraglich ist nur, wann dieses hilfreiche Projekt endlich effizient realisiert werden wird.

Quelle
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/article/654207/intensiv-leben-aerzte-pflegekraefte-schon-zusammen.html

Mittwoch, 11. Mai 2011

Pflegerische Intervention bei Insulinresistenz


In der AINS 4.2011 schreiben diverse Autoren über den medizinischen Umgang von Insulinresistenz bei kritisch Kranken. Es werden sowohl Gefährdungen hervorgehoben und Therapievorschläge, sowie Prophylaxen aufgezeit. Doch was kann die Pflege adjuvant zur Therapie leisten?

Eine Insulinresistenz verschlechtert bei kritisch erkrankten Patienten die Prognose, weil eine nötige Glucosesubstitution im Rahmen einer adäquaten parenteralen Ernährung, erschwert wird. Sowohl eine peri- aber vor allem präoperative Kohlenhydratsubstitution kann die Gefahr einer Insulinresistenz verringern. Sollten im Rahmen einer Insulinresistenz Hypergylkämien entstehen, führt dies zu schwerwiegenden weiteren Komplikationen im Verlauf der kritischen Erkrankung. Zudem kann die Wirkung von Insulin auch durch beispielsweise Katecholamine reduziert werden. Ebenso haben jegliche traumatische Eingriffe Wirkung auf den Insulinhaushalt eines kritisch Erkrankten.

Generell ist bei der Ernährung von kritisch Kranken eine frühe enterale Ernährung angestrebt, weil diese physiologischer ist. Dieser Grundsatz gilt nicht nur unter dem Aspekt der Verstoffwechselung. Enterale Ernährung ist non-inasiver und stimuliert auch andere Organsysteme. Die Darmbewegungen wirken sich beispielsweise auf das Zwerchfell aus und wirken positiv auf den Respirationtrakt. Ebenso wird der Gastrointerstinaltrakt positiv physiologisch stimuliert. Je näher eine künstlichen Ernährung an der Phyiologie gehalten wird, desto weniger Komplikationen können den Stoffwechsel betreffend auftreten. Gerade auch die Gefahr einer Insulinresistenz wird daher verringert.

Im Mittelpunkt der postoperativen intensivmedizinischen Betreuung steht die engmaschige Blutzuckerkontrolle. Mindestens alle 2 Stunden sollte der BZ gemessen werden. Ein Wert zwischen 100-180mg/dl sollte angestrebt werden (eher sogar >150-180mg/dl). Hypoglykämien sind unbedingt zu vermeiden. Im Falle einer drohenden Senkung des BZ's <100mg/dl sollte daher konsequent mit Glucoselösungen entgegen gesteuert werden.

Neben den Blutzuckerkontrollen müssen allerdings auch weitere Elektrolyte im Auge behalten werden. Gerade nach traumatischen Eingriffen oder im Verlauf der postoperativen Therapie, entgleisen vor allem E'lyte wie Kalium, Natrium oder Calcium. Oftmals werden standanisiert post operativ Kalium, Insulin und Glucose kontrolliert infundiert, ähnlich der Therapie bei Hyperglykämien. Diese Kombination ermöglicht zusammen mit engmaschigen Kontrollen eine intensivierte, individuelle Einstellung des jeweiligen Patienten.

Als ebenso wichtig hat sich die Aufrechterhaltung und Stimulation der Mikrocirkulation erwiesen. Dies steht pflegerisch neben der kontrollierten i.v.-Therapie im Mittelpunkt. Das Schlagwort hierzu heißt Mobilisation! Je nach Vigilanz sollte sie in regelmäßigen aktiven und passiven Bewegungsübungen stattfinden. Durch das regelmäßige Durchbewegen der Gliedmaßen (bis in die Finger) und Temperaturreize kann die Mikrocirculation angeregt werden. Dekubitus-, Kontrakturen, Thrombose- und Pneumonieprophylaxen stehen Hand in Hand mit der Intention, den mikrovasalen Blutfluss anzuregen. Diese Maßnahmen regen den intrazellulären Stoffwechsel an und sichern eine annähernd physiologische Stoffwechselsituation.

Abschließend stehen daher nun zwei Aspekte im Mittelpunkt der pflegerischen Betreuung von Insulinresistenzen. Engmaschige, regelmäßige Kontrollen der Stoffwechselsituation und eine Aufrechterhaltung der Mikrocirculation durch Mobilisation. So kann die Pflege adjuvant zur medizinischen Therapie einen Beitrag dazu leisten, dem Patienten neben seiner kritischen Erkrankung eine annähernd physiologische Stoffwechseltätigkeit auszuüben.

Quelle
http://www.thieme.de/ains/33728.html

Montag, 9. Mai 2011

Prävention des Nierenversagens im Schock



Dr. Andreas Brunauer (Landeskliniken Salzburg) und PD Dr. Martin Dünser (DESA - Inselspital Bern) haben sich in einem Artikel der aktuellen Intensiv-News mit der Präventionstherapie vom akuten Nierenversagen im vasodilatorischen Schock auseinander gesetzt. Hier nun ein kleiner Excerp zum Artikel:

Sowohl der gesamte Kreislauf, insbesonders der renale Blutfluss, muss auch bei kritisch Kranken gewährleistet bleiben. Die Letalität von kritisch Kranken mit einem Nierenversagen erhöht sich um einiges. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer Prävention durch adäquate Kreislauftherapie.

Die Niere kann bis zu einem MAD von 75mmHg selbst den optimalen Blutfluss in der Nierenarterie regeln. Sinkt der Blutdruck weiter, sinkt der Blutfluss in der Nierenarterie und linear dazu auch der renale Blutfluss. Leider kann man diese Erschöpfungsgrenze in der Praxis nicht im Vorhinein erkennen oder ermitteln.

Nun stellt sich die Frage, welchem Instrumentarium man sich bedient - Katecholamine oder Volumengabe? Die Herausgeber stellen nun eine Studie mit Noradrenalintherapie vor. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass man nicht nur auf den MAD achten und ihn im Zielbereich sollte. Neben Noradrenalingaben ist der gleichzeitige Anstieg des Herzzeitvolumens und des Gefäßwiderstandes durch Volumentherapie essentiell. Eine reine Katecholamintherapie kann sogar zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion beitragen. Zu einem erweiterten Herzmonitoring wird daher geraten.
 
Quelle:
http://www.medicom.cc/medicom/inhalte/intensiv-news/entries/IN211/entries_sec/Praevention-des-Nierenversagens-im-vasodilatorischen-Schock-Druck-oder-Fluss.php

ZVK - eine (bekannte) Infektionsgefahr


Daniela Pichlbauer (DGKS, Hygienefachkraft, LKH Steyr) hat in einem Artikel den hygienischen Umgang mit zentralen Venenkathetern näher erläutert! Sie beschreibt die Notwendigkeit von Hygienemaßnahmen und stellt heraus, dass ein einheitlicher Hygiene-Pflegestandard notwendig wäre, um die Anzahl der Infektionen durch ZVK's zu senken. Hier folgt nun ein Excerp mit eigener Darstellung der Problematik:

Zentrale Venenkatheter stellen im alltäglichen Umgang ein nicht unerhebliches Gefahrenpotential für vaskuläre Infektionen dar. Pro Tag steigt das Risiko einer Infektion durch einen liegenden ZVK um 1%. Umso wichtiger ist es, nicht blind routiniert sondern wachsam validiert Patienten mit ZVK zu versorgen. Heute gibt es noch nicht genug Literatur über die Pflege bei liegendem ZVK und den daraus resultierenden Infektionsschutz. Ebenso existiert noch kein Hygiene-Pflegestandard. Daher ist es zur Zeit erforderlich, Stationsintern und mit Hilfe von externen, objektiven Mitarbeitern den Umgang und die Pflege rund um den ZVK zu validieren.

So muss gerade beim Legen eines ZVK's auf eine angemessene Hygiene geachtet werden. Verbände sollten so gewählt werden, dass ein täglicher Wechsel nicht obligat ist. Transparente Verbände ermöglichen beispielsweise einen täglichen Blick auf die Einstichstelle und können bis zu sieben Tage belassen werden. Kurzzeitig nach der Anlage können Gaze-Verbände, bei kleineren Nachblutungen, Blut und Sekret auffangen und die Einstichstelle sauber halten.

Die Manipulation an den Verbindungsstellen sollte auf das Nötigste beschränkt werden. Eine vorherige Händedesinfektion ist obligat. Es wird ebenfalls empfohlen die Konnektionsstellen zu desinfizieren. Blutabnahmen über den ZVK sollten Ausnahmen bleiben und nicht zur Routine werden.

Gerade bei beatmeten Patienten muss die Hygiene im Mittelpunkt stehen. Es besteht, beispielsweise beim Absaugen, die Gefahr der Keimverbreitung, auch an Drei-Wege-Hähne und Ähnlichem! Geschlossene Absaugsysteme sind daher vorzuziehen!

Insgesamt ist die Wichtigkeit der allseits schon bekannten Hygienemaßnahmen hervorzuheben! Durch regelmäßige Anwendung und Alltagsroutine darf die hygienische Gründlichkeit beim Umgang mit ZVK's nicht in den Hintergrund geraten.

Quelle:
http://www.careum-explorer.ch/careum/pub/PC0102_Hygiene2_2136_1.pdf

Dienstag, 3. Mai 2011

Pflegepolitik: Was muss verbessert werden?


Schon in der Ausbildung hört man von seinen Kollegen Sätze wie: "Warum hast du dir keinen anderen Job gesucht?", "Mach doch was Besseres!", "Die Pflege hat keine Zukunft.", "Wir werden eh nur ausgenommen." und "Es wird immer schlimmer." Schnell gelangt man in Gesprächen zu dem Fazit, dass der größte Teil der Pflegenden unzufrieden ist. Dabei hat nach Umfragen der Pflegeberuf in der Gesellschaft wieder an Prestige dazugewonnen. In einem Artikel des Deutschen Ärzteblattes analysiert Prof. Dr. rer. pol. Holger Buxel die Stimmung unter den Pflegenden. Mit einer interessanten Umfrage von Pflegenden und Auszubildenden erklärt er Probleme und Missstände, die den Pflegenden auffallen und deren Lösung ihnen wichtig ist.


Quelle
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=88231
http://www.dbfk.de/pressemitteilungen/wPages/index.php?action=showArticle&article=DBfK-dankt-deutschen-Pflegenden-fuer-herausragende-Leistungen-unter-schwierigsten-Bedingungen.php&navid=100

Sonntag, 1. Mai 2011

Wunderwaffe Clonidin



Clonidin bekämpft Tachykardien, Hypertonien, beruhigt, dämpft, lindert Schmerzen, beseitigt Entzugserscheinungen und sediert geringfügig. Gerne wird Clonidin im postoperativen Bereich angewendet. In den sechziger Jahren hat man diese Wirkungen durch einen Zufall erschlossen - eigentlich war man auf der Suche nach Substanzen zum Abschwellen der Nasenschleimhaut.

Oftmals bieten sich gleichzeitig mehrere Indikationen für Clonidin. Postoperative Hypertonie, Tachykardie und Schmerzen können schnell mit einer kontinuierlichen i.v.-Gabe eingestellt werden. Ebenso kann postoperatives Shivering abgefangen werden. Der Patient kann schon intraoperativ vegetativ gedämpft werden und postoperativ abgeschirmt werden. Gerade Patienten im Durchgangssyndrom oder mit Post-Traumatischem-Belastungs-Syndrom können so medikamentös beruhigend eingestellt  werden.

Allerdings sollten bei der Anwendung von Clonidin immer die unerwünschten Wirkungen im Auge behalten werden. Clonidin wirkt im allgemeinen anticholinerg, also vegetativ dämpfen. Daher steigt unter andrem die Gefahr der Mundtrockenheit. Im Zusammenhang mit einer herabgesetzten Vigilanz durch die sedative Wirkung steigt somit die Infektionsgefahr im Mund-Rachen-Bereich. Pflegerisch sollte auf eine ausgedehnte Soor- und Parotitis-Prophylaxe zu diesem Zeitpunkt nicht verzichtet werden.

Ebenfalls kann eine Anwendung von Clonidin auf Dauer eine Herabsetzung der Peristaltik bishin zur Darmatonie bewirken. Eine validierte Obstipationsprophylaxe schützt postoperativ vor Verstopfungen und Ileus. Gegebenenfalls muss der Darm zusätzlich angeregt werden. Auf regelmäßigen Stuhlgang ist zu achten.

Nicht nur die Mundspeichelproduktion ist herabgesetzt, auch die Magensaftbildung ist unter Clonidinapplikation geringer. Da Patienten gerade nach abdominellen Eingriffen auch noch oft eine gewisse Nahrungskarenz, beziehungsweise Diät, einhalten müssen, steigt zusätzlich die Gefahr von Magen-, Darm-Ulzera.

Psychisch können Müdigkeit und depressive Verstimmungen den Patienten beeinflussen. Der Patient wird immobiler und die Gefahren von Folgeerscheinungen wie Pneumonien, Dekubiti und Thrombosen steigen. Gerade bei einer Mobilisierung muss auf den Kreislauf geachtet werden. Durch orthostatische Hypotonien unter Clonidin, kann der Patient kollabieren.


Viele Medikamente beeinflussen die Wirkung von Clonidin. Diuretika, die immer noch oft postoperativ Anwendung finden, verstärken die Wirkung von Clonidin. Ebenso Vasodilatantien, Neuroleptika, Alkohol und Hypnotika. Hier ist auf die Vormedikation des Patienten zu achten. Trizyklische Antidepressiva und teilweise auch Neuroleptika schwächen die Wirkung von Clonidin.

Kontraindikationen für Clonidin sind AV-Blöcke, pAVK, Raynaud-Syndrom und Depressionen.

So kann Clonidin postoperativ ein nützliches Hilfsmittel sein, erfordert jedoch eine intensive Patientenbeobachtung und ein bewusstes, prophylaktisches Handeln.

Quelle
http://de.wikipedia.org/wiki/Clonidin
http://flexikon.doccheck.com/Clonidin

Freitag, 29. April 2011

Gate-Control Theory - adjuvante Schmerztherapie



Die Gate-Control-Theory liegt dem Wirkungsmechanismus der Opioid-Analgetika zugrunde. Sie beschreibt die Weitergabe von inneren und äußeren Schmerzreizen über Nozizeptoren, in das Hinterhorn des Rückenmarks. Hierbei laufen mehrere Bahnen von peripheren Neuronen auf zentrale Neuronen zusammen. Diese Neuronen nennt man "dynamic range-Neuron" (WDR-Neuron)

Die Weiterleitung zu den WDR-Neuronen kann durch Aβ-Fasern, die beispielsweise auf Berührungsreize reagieren, und Hormone, wie Serotonin, gehemmt werden. Die Weitergabe von den WDR-Neuronen kann durch Endorphine gehemmt werden. Diesen Mechanismus macht man sich bei der pflegerischen Anwendung zunutze.

Als Beweis kann man noch die Unterschiedliche Wahrnehmung von Patienten bei schmerzenden Eingriffen nennen. Zudem kann durch einen Druckreiz ein innerer Schmerzreiz geblockt werden. Mit Hilfe der Basalen Stimulation kann man daher so pflegerisch Schmerzen adjuvant zur medikamentösen Therapie lindern beziehungsweise verhindern.

Emotional kann der Patient basal stimuliert werden, um den Schmerzreiz nicht mehr zu fokussieren. Durch Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Musikmedien oder TV kann sich der Patient ablenken und erlebt die Schmerzen nicht mehr stark im Mittelpunkt seiner Situation. Auch bei der Mobilisation kann der Patient beispielsweise in Gespräche über sein Leben, seine Umwelt, seine Hobbies oder tagesaktuelle Nachrichten abgelenkt werden. Ebenso ist darauf zu achten, dass man trotz einer regelmäßigen Schmerzvalidation, den Patienten nicht zu oft nach seinem Schmerzstatus fragt. Dies wirkt eher unterstüztend auf ein erhöhtes Schmerzempfinden.

Sensorisch kann der Patient ebenfalls "abgelenkt" werden. Atemstimulierende Einreibungen dienen nicht nur zur Pneumonieprophylaxe. Unterstützende Berührungen von Körperregionen (z.B. Rücken, Knie) während der Mobilisation, dienen nicht nur kinästhetischen Hinweisen. Hierbei erhält der Patient weitere sensorische Reize, die die Schmerzweiterleitung verhindern. Auch Wärme- oder Kältereize zählen zur sensorischen Schmerzunterdrückung. Da Wärmflaschen in den meisten Kliniken mitlerweile verboten sind, kann man heute warme Tücher und Waschlappen zur Wärmeinduktion verwenden. Für Kältereize empfehlen sich gerade im postoperativen Verlauf Kühlelemente, oder kalte Waschlappen. Neben der vasokonstriktiven Wirkung erhält der Patient hier Kältereize zur Schmerzreduktion. Auch eine Körperwäsche kann schmerzlindernd wirken, so lange keine Schmerzfördernden Bewegungen ausgeführt werden. Patienten im Fieber, die zeitweise eine hohe Transpiration aufweisen, können so mehr Wohlbefinden erfahren und dadurch auch weniger Schmerzen wahrnehmen.
 
Doch nicht nur die genannten Methoden sind Ausführungen der GCT! Auch populäre Anwendungen wie, Akupunktur, Hypnose und Placebos fallen unter diese Theorie!

Allgemein ist die Gate-Control-Theorie daher ein unverzichtbares adjuvantes Instrument zur Schmerztherapie. Auf eine suffiziente Analgesie sollte dennoch nicht verzichtet werden.


Quelle

http://de.wikipedia.org/wiki/Gate-Control-Theory
http://www.psychology48.com/deu/d/gate-control-theorie/gate-control-theorie.htm

http://www.pflegewiki.de/wiki/Gate-Control-Theorie

Perioperatives Flüssigkeitsmanagement



Auf dem Intensiv-Kongress am 25.03.2011 in der Uni-Düsseldorf hielt Dr. Benedikt Preckel einen Vortrag zum perioperativen Flüssigkeitsmanagement.

Hierbei räumte er mit diversen Mythen auf und berichtete über eine häufig zu hohe Flüssigkeitssubstitution intra- und postoperativ. Außerdem wurde dargestellt, dass wir heute noch überhaupt gar keine sichere Aussage zur Volämie eines Patienten machen können. Zudem erläuterte er die Schäden, welche bei Hypervolämie auftreten und für ein schlechteres Outcome sorgen. Die Präsentation ist auf der Homepage des Veranstalters einzusehen!

Interessante Thesen sind:

-physiologische Oligurie ist postoperativ zu akzeptieren bei Normotonie!
-die ZVD-Messung macht keine therapieentscheidenen Aussagen!


Quelle
http://www.uni-duesseldorf.de/Intensivpflege/seiten_ft/pdf/2011/Voulme_Mgt-23-3.pdf

BNP - Analyse der Herzinsuffizienz



BNP (=Brain Natriuretic Peptide, B-Type Natriuretic Peptide) ist ein Hormon, dass in der Herzkammer gebildet wird. Es bewirkt, durch eine erhöhte Flüssigkeitsausscheidung über die Niere und eine Vasodilatation, eine Entlastung des Herzens. Es gibt daher schnell und zuverlässig Auskunft über eine akute oder chronische Herzschwäche auch im Zuge von anderen herzbelaastenden Erkrankungen (Schock, Sepsis).


Hier noch eine kurze Information zu Abnahme und zum Referenzbereich:

Bereich Einheit
1.5 - 9 pmol/l
- Referenzbereiche testabhängig;
- im Alter Werte durchschnittlich etwas höher


Quelle
http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef2/lbef_bnp.htm

Polytrauma in Südafrika und den USA



Die Redaktion von aerzteblatt.de hat einen interessanten Artikel zur Polytraumaversorgung in Südafrika und den USA veröffentlicht.

Die Häufigkeit von Polytraumen ist mit der Häufigkeit in der Bundesrepublik nicht zu vergleichen. Interessant ist vor allem die Infrastruktur und der Erfahrungsschatz, den die vorgestellten Kliniken besitzen. Auch die Ausbildungsmöglichkeiten sind vorbildlich.


Quelle
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&p=polytrauma&id=84072

MCP als Lokalanästhetikum



Martin von der Heyden (Uni Bochum) hat mit einer Studie ermittelt, dass Metoclopramid (MCP) sich neben Lidocain gut als Lokalanästhetikum beispielsweise vor einer Propofolinjektion bei Narkoseeinleitungen eignet.

MCP schalte ebenso gut wie Lidocain bei vorheriger Injektion den Injektionsschmerz vom lipophilen Propofol aus. So müsse im Sinne des PONV und des Patientenkomfort anhand der weiteren Nebenwirkungen eine klinische Auswahl getroffen werden.

Eine Ausführliche Beschreibung finden Sie hier: http://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00000036/4625__F.htm


Quelle
http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/HeydenMartinvonder/Zusammenfassung.pdf