Dienstag, 28. Juni 2011

Schmerzassassement beim geriatrischen Patienten



Der alte Mensch auf einer Intensivstation hat mehr Probleme sich in der für ihn veränderten Situation zurechtzufinden. Neben alterstypischen Erkrankungen wie Demenz haben ältere Menschen generell häufig ein Problem sich unter diesen speziellen Umständen zu orientieren und ihre Bedürfnisse oder Beschwerden zu verbalisieren. Dies erschwert ein Schmerzmanagent und erfordert einen besonderen Blick um den Schmerzstatus zu analysieren, zu beseitigen und zu evaluieren. Diverse Instrumentarien und eine überdachte Therapie können hierbei eine Hilfestellung leisten.

Eine altersgerechte Schmerzanamnese prä- und postoperativ ist hierbei unabdingbar. Neben der organischen Anamnese ist die kognitive und psychosoziale Anamnese ebenfalls von hoher Bedeutung. Dies ermöglicht den Vergleich und eine bessere Einschätzung in der postoperativen Phase und zeigt schon eventuelle Defizite auf.

Kann sich der Patient nicht mehr adäquat zu Schmerzen äußern, muss man auf weitere Signale achten:
  -Ist das Gesicht (konstant oder bei Mobilisation) angespannt
  -Hat der Patient eine Schonhaltung/-atmung?
  -Verkrampft er sich bei Bewegung, vermeidet er Bewegungen?
  -Schimpft er über Sachen, die vielleicht auch nicht im Kontext stehen?
  -Hat er Stress aufgrund seiner Vitalzeichen? (RR/HF hoch)


Bei der medikamentösen Therapie sind Nicht-Opioide vorzuziehen. Paracetamol oder Metamizol sind geeignete Analgetika. Allerdings sollte bei der Nierenfunktion auf eine GFR >60 ml/min geachtet werden und eine ASS-Therapie wohlmöglich auch zum Zeitpunkt der Therapie nicht stattfinden. Bei ASS-Therapie und/oder Niereninsuffizienz sollte die Therapie angepasst werden, um die Gefahr eines akuten Nierenversagens oder Blutungen und Ulcera einzudämmen. Auch Diclofenac oder Parecoxib als Alternativen sind nur mit Vorsicht anzuwenden (KKH!).

Wird doch auf Opioide zurückgegriffen, so sollten sie vorsichtig mit einer 50% geringeren Dosis als normal in einem um 50% längeren Zeitraum titriert werden. Dies stellt eine Anpassung an die im Alter verlangsamte Metabolisierung dar. Weitere Dosierungen sollten mit genügend Zeit angepasst werden. ("start low, go slow!") Kombinationen aus beiden Analgetika-Gruppen werden ebenfalls empfohlen. Auf ungewünschte Wirkungen ist konstant mit hoher aufmerksamkeit zu achten! (Atemdepression, Kreislaufeinbruch, Anurie, Nausea...)

Doch gerade neben der medikamentösen Therapie, ist das pflegerische Handeln von hoher Bedeutung. Ein regelmäßiges Schmerzscoring kann das Einschätzen erleichtern. Bei voller Vigilanz sind NRS-Skalen zu verwenden. Weitere Hilfsmittel können Visuelle-Skalen darstellen. Eventuell kann der Patient sogar die Schmerzqualität näher beschreiben. Dies hilft ebenfalls bei der Auswahl des geeigneten Analgetikums. Neben den schon genannten Symptomen ist auf Regelmäßigkeit in der Schmerzanamnese zu achten. So sollte generell nicht nur 2x/Tag ein Schmerzstatus erhoben werden, sondern individuell dem Patienten angepasst. Auch mit Hilfe der Basalen Stimulation und der Gate-Control-Theorie kann man pflegerisch adjuvant handeln. (Siehe Artikel: Gate Control Theorie)

Ziel sollte immer eine Schmerzreduktion bishin zur Schmerzfreiheit auch bei Mobilisation sein. Unter der Berücksichtigung der Vorerkrankungen, ist allerdings häufig ein vertretbarer Mittelweg zu empfehlen. Schmerzfreiheit erleichtert problemfreie Mobilisation und beugt mehreren Folgeerkrankungen wie Pneumonien und Thrombosen vor, die einen Intensivaufenthalt nur unnötig verlängern und die Letalität erhöhen.


Quellen
http://www.thieme.de/ains/35087.html
http://www.pflegewiki.de/wiki/Schmerzskalen
http://www.drktg.de/mz/pdf/downloads/schmerzinterview.pdf

http://www.pflegewohngruppen.ch/schmerz.pdf

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