Sonntag, 1. Mai 2011

Wunderwaffe Clonidin



Clonidin bekämpft Tachykardien, Hypertonien, beruhigt, dämpft, lindert Schmerzen, beseitigt Entzugserscheinungen und sediert geringfügig. Gerne wird Clonidin im postoperativen Bereich angewendet. In den sechziger Jahren hat man diese Wirkungen durch einen Zufall erschlossen - eigentlich war man auf der Suche nach Substanzen zum Abschwellen der Nasenschleimhaut.

Oftmals bieten sich gleichzeitig mehrere Indikationen für Clonidin. Postoperative Hypertonie, Tachykardie und Schmerzen können schnell mit einer kontinuierlichen i.v.-Gabe eingestellt werden. Ebenso kann postoperatives Shivering abgefangen werden. Der Patient kann schon intraoperativ vegetativ gedämpft werden und postoperativ abgeschirmt werden. Gerade Patienten im Durchgangssyndrom oder mit Post-Traumatischem-Belastungs-Syndrom können so medikamentös beruhigend eingestellt  werden.

Allerdings sollten bei der Anwendung von Clonidin immer die unerwünschten Wirkungen im Auge behalten werden. Clonidin wirkt im allgemeinen anticholinerg, also vegetativ dämpfen. Daher steigt unter andrem die Gefahr der Mundtrockenheit. Im Zusammenhang mit einer herabgesetzten Vigilanz durch die sedative Wirkung steigt somit die Infektionsgefahr im Mund-Rachen-Bereich. Pflegerisch sollte auf eine ausgedehnte Soor- und Parotitis-Prophylaxe zu diesem Zeitpunkt nicht verzichtet werden.

Ebenfalls kann eine Anwendung von Clonidin auf Dauer eine Herabsetzung der Peristaltik bishin zur Darmatonie bewirken. Eine validierte Obstipationsprophylaxe schützt postoperativ vor Verstopfungen und Ileus. Gegebenenfalls muss der Darm zusätzlich angeregt werden. Auf regelmäßigen Stuhlgang ist zu achten.

Nicht nur die Mundspeichelproduktion ist herabgesetzt, auch die Magensaftbildung ist unter Clonidinapplikation geringer. Da Patienten gerade nach abdominellen Eingriffen auch noch oft eine gewisse Nahrungskarenz, beziehungsweise Diät, einhalten müssen, steigt zusätzlich die Gefahr von Magen-, Darm-Ulzera.

Psychisch können Müdigkeit und depressive Verstimmungen den Patienten beeinflussen. Der Patient wird immobiler und die Gefahren von Folgeerscheinungen wie Pneumonien, Dekubiti und Thrombosen steigen. Gerade bei einer Mobilisierung muss auf den Kreislauf geachtet werden. Durch orthostatische Hypotonien unter Clonidin, kann der Patient kollabieren.


Viele Medikamente beeinflussen die Wirkung von Clonidin. Diuretika, die immer noch oft postoperativ Anwendung finden, verstärken die Wirkung von Clonidin. Ebenso Vasodilatantien, Neuroleptika, Alkohol und Hypnotika. Hier ist auf die Vormedikation des Patienten zu achten. Trizyklische Antidepressiva und teilweise auch Neuroleptika schwächen die Wirkung von Clonidin.

Kontraindikationen für Clonidin sind AV-Blöcke, pAVK, Raynaud-Syndrom und Depressionen.

So kann Clonidin postoperativ ein nützliches Hilfsmittel sein, erfordert jedoch eine intensive Patientenbeobachtung und ein bewusstes, prophylaktisches Handeln.

Quelle
http://de.wikipedia.org/wiki/Clonidin
http://flexikon.doccheck.com/Clonidin

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