Mittwoch, 11. Mai 2011

Pflegerische Intervention bei Insulinresistenz


In der AINS 4.2011 schreiben diverse Autoren über den medizinischen Umgang von Insulinresistenz bei kritisch Kranken. Es werden sowohl Gefährdungen hervorgehoben und Therapievorschläge, sowie Prophylaxen aufgezeit. Doch was kann die Pflege adjuvant zur Therapie leisten?

Eine Insulinresistenz verschlechtert bei kritisch erkrankten Patienten die Prognose, weil eine nötige Glucosesubstitution im Rahmen einer adäquaten parenteralen Ernährung, erschwert wird. Sowohl eine peri- aber vor allem präoperative Kohlenhydratsubstitution kann die Gefahr einer Insulinresistenz verringern. Sollten im Rahmen einer Insulinresistenz Hypergylkämien entstehen, führt dies zu schwerwiegenden weiteren Komplikationen im Verlauf der kritischen Erkrankung. Zudem kann die Wirkung von Insulin auch durch beispielsweise Katecholamine reduziert werden. Ebenso haben jegliche traumatische Eingriffe Wirkung auf den Insulinhaushalt eines kritisch Erkrankten.

Generell ist bei der Ernährung von kritisch Kranken eine frühe enterale Ernährung angestrebt, weil diese physiologischer ist. Dieser Grundsatz gilt nicht nur unter dem Aspekt der Verstoffwechselung. Enterale Ernährung ist non-inasiver und stimuliert auch andere Organsysteme. Die Darmbewegungen wirken sich beispielsweise auf das Zwerchfell aus und wirken positiv auf den Respirationtrakt. Ebenso wird der Gastrointerstinaltrakt positiv physiologisch stimuliert. Je näher eine künstlichen Ernährung an der Phyiologie gehalten wird, desto weniger Komplikationen können den Stoffwechsel betreffend auftreten. Gerade auch die Gefahr einer Insulinresistenz wird daher verringert.

Im Mittelpunkt der postoperativen intensivmedizinischen Betreuung steht die engmaschige Blutzuckerkontrolle. Mindestens alle 2 Stunden sollte der BZ gemessen werden. Ein Wert zwischen 100-180mg/dl sollte angestrebt werden (eher sogar >150-180mg/dl). Hypoglykämien sind unbedingt zu vermeiden. Im Falle einer drohenden Senkung des BZ's <100mg/dl sollte daher konsequent mit Glucoselösungen entgegen gesteuert werden.

Neben den Blutzuckerkontrollen müssen allerdings auch weitere Elektrolyte im Auge behalten werden. Gerade nach traumatischen Eingriffen oder im Verlauf der postoperativen Therapie, entgleisen vor allem E'lyte wie Kalium, Natrium oder Calcium. Oftmals werden standanisiert post operativ Kalium, Insulin und Glucose kontrolliert infundiert, ähnlich der Therapie bei Hyperglykämien. Diese Kombination ermöglicht zusammen mit engmaschigen Kontrollen eine intensivierte, individuelle Einstellung des jeweiligen Patienten.

Als ebenso wichtig hat sich die Aufrechterhaltung und Stimulation der Mikrocirkulation erwiesen. Dies steht pflegerisch neben der kontrollierten i.v.-Therapie im Mittelpunkt. Das Schlagwort hierzu heißt Mobilisation! Je nach Vigilanz sollte sie in regelmäßigen aktiven und passiven Bewegungsübungen stattfinden. Durch das regelmäßige Durchbewegen der Gliedmaßen (bis in die Finger) und Temperaturreize kann die Mikrocirculation angeregt werden. Dekubitus-, Kontrakturen, Thrombose- und Pneumonieprophylaxen stehen Hand in Hand mit der Intention, den mikrovasalen Blutfluss anzuregen. Diese Maßnahmen regen den intrazellulären Stoffwechsel an und sichern eine annähernd physiologische Stoffwechselsituation.

Abschließend stehen daher nun zwei Aspekte im Mittelpunkt der pflegerischen Betreuung von Insulinresistenzen. Engmaschige, regelmäßige Kontrollen der Stoffwechselsituation und eine Aufrechterhaltung der Mikrocirculation durch Mobilisation. So kann die Pflege adjuvant zur medizinischen Therapie einen Beitrag dazu leisten, dem Patienten neben seiner kritischen Erkrankung eine annähernd physiologische Stoffwechseltätigkeit auszuüben.

Quelle
http://www.thieme.de/ains/33728.html

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